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Siehe auch: Kodex (Origins)

Kodexeintrag

In diesem Augenblick erkannte er, dass er nicht allein war. Das verlassene Lager erschien ihm unfassbar einladend, es wirkte wie eine Sinnestäuschung. Das Feuer umschloss sein Herz wie eine warme Hand. Es erinnerte ihn an ein früheres Leben, vor langer Zeit, als er noch glücklich gewesen war. Er rannte mit seinem Jungen durch Sonnenblumenfelder, die Sonne im Gesicht, oder lag neben der Feuerstelle, seine wunderbare Frau im Arm.

Er verspürte einen stechenden Schmerz im Herzen. Seine Gedanken wanderten ab zu jenem schicksalhaften Tag, als sich alles veränderte. Überall Blut. Wieder hielt er seine Frau im Arm, doch sie war tot. Um ihn herum fiel die Asche seines niedergebrannten Hauses herab, wie Schnee. Der Gestank war kaum auszuhalten. Es roch nach Dunkler Brut. Er griff nach seiner Axt, die noch in den eiskalten Händen seines Jungen lag, und ging. Er würde sie töten. Er würde sie alle töten. Der Schmerz in seinem Herzen war unerträglich.

Er öffnete die Augen und erblickte das Zweitschrecklichste, was ihm in seinem Leben je widerfahren war -- über ihm kauerte ein schattenhafter Geist und saugte ihm das Leben aus. Das Lager um ihn herum war verschwunden, ersetzt durch etwas Vertrautes, beinahe Friedliches: Knochen, Tod und Verzweiflung. Er fragte sich, ob vielleicht sein ganzes Leben eine Illusion gewesen war, ob er überhaupt je eine Familie gehabt hatte. Für einen Augenblick war er erleichtert. Man kann nicht verlieren, was man nie hatte. Aber die Nähe des Todes verschaffte ihm Klarheit. Er wusste, dass sein Leben real war und alles andere nur Illusion. Auf seinem verzerrten Gesicht zeigte sich ein Lächeln. Das war der Moment, den er so lange herbeigesehnt hatte. Er hob seine geschwächten Arme, umfasste das Gesicht des Dämons und küsste ihn. Es fühlte sich an, als würde er eine Wolke aus Sand und Staub küssen. Mit einem Mal verließ ihn jegliche Trauer und damit auch der letzte Rest von Leben. Bevor sein erschlaffter Körper den Boden berührte, war alles vorbei.

Er war endlich frei.

-- Aus Belehrende Geschichten für Abenteuerlustige, von Bruder Ramos aus Guilherme, 7:94 Sturm-Zeitalter.

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